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Barbara Lewy
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Frage von Horst N. •

Frage an Barbara Lewy von Horst N. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Lewy,

wie beurteilen Sie als Immobilienmaklerin das übliche Verfahren, Maklercourtage für Mietwohnraum i.d.R. nicht vom Auftraggeber (i.d.R. Vermieter/Verwaltung) zu verlangen, sondern vom Mieter, der aus der Dienstleistung des Maklers ja gar keinen besonderen Nutzen zieht?

Wie beurteilen Sie die Folgen dieses Verfahrens für den Wohnungsmarkt, insbesondere für Wohnungssuchende mit geringem Einkommen?

Vielen Dank für Ihre Antwort

H. Nebelbauer

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Antwort von
Neue Liberale

Hallo Herr Nebelbauer,

bezahlbare Wohnungen sind ein wichtiges Thema.

Ich sehe es (auch) so das es sich dabei um Kosten handelt, die der Vermieter/Verwalter auf den Mieter "abwälzt". (Allerdings passiert das auch mit anderen Kosten z..B. Renovierung oder Betriebskosten). Die Courtage verteuert für Mieter die Wohnungskosten. Leider ist die Dienstleistung des Maklers, für die Mieter nicht immer vollständig ersichtlich. Ein guter Makler sorgt z.B. dafür, dass die Wohnung, die er vermittelt, in Ordnung ist und bespricht gegebenenfalls noch anstehenden Reparaturen mit dem Vermieter, bevor er sich an die Vermietung macht. Schließlich hängt der Ruf eines Maklers ganz unmittelbar mit dem Zustand der Wohnungen, die er betreut, zusammen. Es gibt auch viele Wohnungssuchende, die sich direkt an einen Makler wenden, um Wohnungen angeboten zu bekommen. Sie wollen z.B. von der Orts- und Sachkenntnis des Maklers bei der Wahl ihrer Wohnung profitieren und auch bei einigen Formalitäten, die ein Umzug mit sich bringt, die Dienstleistung eines Maklers in Anspruch nehmen. In meiner Maklertätigkeit habe ich übrigens selber eher selten mit Mietwohnungen zu tun. Eher mit dem Verkauf von Immobilien. Vermietung haben wir nur ab und an und dann meist ohne Courtage aus eigener Verwaltung.

Zu ihrer Frage, was für Folgen die Praxis für den Wohnungsmarkt hat: Die Praxis, dass der Mieter die Courtage bezahlt ist schon lange so und wird daher mE nicht zu einer Änderung des Wohnungsmarktes führen. Da sehe ich andere Punkte, die das bewirken und die auch dazu führen, dass Wohnungssuchende mit geringem Einkommen bei Maklern suchen müssen, weil günstige Wohnungen in Hamburg fehlen.

Sozialwohnungen und überhaupt Wohnungen, die im unteren Preisbereich liegen, gehen in der Regel nicht über den Makler und sollten dies m.M. auch nicht. Wohnungsbauunternehmen, Hausverwaltungen und Genossenschaften vermitteln die Wohnungen selber und dies ohne Courtage. Insofern sollte es für Wohnungssuchende mit geringem Einkommen Wege geben auch ohne Courtage an eine Wohnung zu kommen. Dies muss meiner Meinung nach auch so sein. Leider hat der CDU Senat die Bedingungen für günstige Wohnungen in Hamburg sehr verschlechtert.
Um nur zwei Beispiele zu nennen, die meines Erachtens mit zu einer Verschärfung der Wohnungslage führen: Es wurde seit 2003 die Wohnungsbauförderung um gut 30 % gekürzt und die Kürzungen betreffen vor allen Dingen die Förderung von Mietwohnungen. Dann wurde die SAGA und GWG herangezogen um die Haushaltskasse der Stadt zu füllen. So wurden den städtischen Wohnungsbauunternehmen Mittel entzogen und sie haben sich für die nächsten Jahre weitgehend aus dem Wohnungsneubau verabschiedet. Ich könnte jetzt noch mehr aufzählen, aber ich will nicht ausschweifen ... bezahlbarer Wohnraum ist ein großes Thema. Kurz und nicht gut: Der Bestand von Sozialwohnungen ist leider stark rückläufig und die Mieten steigen.

Dies fällt mir, da ich in der Immobilienbranche tätig bin, natürlich auch besonders auf und ich finde es bedenklich. Deswegen bin ich froh, dass dieser Punkt im SPD-Regierungsprogramm auch eine besondere Bedeutung hat. Wenn meine Beantwortung noch Fragen offen gelassen hat, können Sie mich auch gerne unter barbara.lewy@spd-online.de kontaktieren.

Mit freundlichen Grüßen
Barbara Lewy