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Franz-Josef Holzenkamp
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Frage von Marina H. •

Frage an Franz-Josef Holzenkamp von Marina H. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Holzenkamp.....

Gestern habe ich per Zufall die Wiederholung des Magazins "FAKT" gesehen. Ein Thema: "Der absurde Kreislauf der Tierquälerei". Inhalt: Pferde in Südamerika werden durch tägliche Zwangsabnahme ihres Blutes (10Liter) und Abtreibung ihrer Föten gequält und geschunden(die Reportage sollten Sie bitte ansehen, denn ich möchte nicht näher erläutern, was dort in Bildern zu sehen ist: ein Elend der Tiere) . Daraus wird ein Hormonpräparat für Schweine gewonnen, damit sie zur gleichen Zeit trächtig werden und ein Übermaß an Ferkeln abferkeln. Dieses Präparat wird auch nach Deutschland verkauft. Es soll auch ein chemisches Präparat geben, welches bedeutend teurer ist (ob diese Aussage stimmt, weiß ich leider nicht. Die Aussage stand in einem User-Kommentar). Im Vergleich zu diesen Tieren, führen selbst unsere Mastschweine ein angenehmes Leben. Ist es bürokratisch nachvollziehbar, welche Schweinehalter dieses o.g. Präparat verwenden???? Das Fleisch von diesen Schweinen möchte ich gern boykottieren. Ich wäre für eine Kennzeichnung auf der Ware Fleisch/Fleischlabel. Skandale in Mastbetrieben, tauchen hin und wieder auf, sind hoffentlich die Ausnahme. Aber das o.g. Hormonpräparate aus einem Elend von Pferden aus Südamerika stammen, habe selbst ich aus dem sog. Güllegürtel VEC/CLP nicht erahnen können

Mit freundlichem Gruß, Marina.

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Antwort von
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Sehr geehrte Frau Heckmann,

der von Ihnen geschilderte Fernsehbeitrag behandelte die Thematik der Gewinnung eines Glycoprotein, dem PMSG, das aus dem Serum oder Plasma trächtiger Stuten gewonnen und zur Steuerung der Fortpflanzung in der Nutztierhaltung eingesetzt wird. Das Präparat wird in Europa (Niederlande, Island) sowie in Argentinien und Uruguay produziert.

Aufgrund von Presseberichten über die Produktionsbedingungen von PMSG in Südamerika hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bereits im Jahr 2015 Kontakt mit den betreffenden Ländern aufgenommen und das Thema der Blutentnahme bei trächtigen Stuten sowohl von Seiten der deutschen Botschaft in Buenos Aires, im Kontakt mit den Botschaften Uruguays und Argentiniens in Deutschland, in bilateralen Gesprächen als auch einer Facharbeitsgruppe des BMEL mit Uruguay zur Sprache gebracht.

Dabei wurde deutlich, dass sich insbesondere Uruguay aufgrund der aktuellen Berichterstattung der Problematik angenommen hat und sich mit den Bedingungen der Blutgewinnung bei trächtigen Stuten befasst. So gibt das zuständige Landwirtschaftsministerium an, dass die betroffenen Betriebe ermittelt und mit dem Ziel kontaktiert wurden, mögliche tierschutzrelevante Missstände zu erfassen und notwendige Maßnahmen zur Abstellung und Ahndung festgestellter Missstände einzuleiten. Es wurde ein Register für derartige Betriebe erstellt, um die Bedingungen und Anforderungen im Zusammenhang mit den Einrichtungen und der guten fachlichen Praxis für diese Produktionsrichtung zu regeln. Darüber hinaus wurde ein Handbuch für die gute Herstellungspraxis von Plasma von dem uruguayischen Landwirtschaftsministerium beauftragt, das im Entwurf vorliegt. Vor diesem Hintergrund sind bei den Betrieben entsprechende Kontrollen geplant.
Außerdem wurde am 21. Januar 2017 ein deutsch-argentinischer Arbeitsplan unterzeichnet, bei dem auch das Thema Tierschutz einen Schwerpunkt in der bilateralen Zusammenarbeit darstellt. In der Umsetzung des Arbeitsplans wird auch das Thema PMSG weiter besprochen werden.

Sehr geehrte Frau Heckmann, die Bundesregierung thematisiert internationale Fragen des Tierschutzes, die grundsätzlich außerhalb seiner Regelungskompetenzen sind, im Rahmen seiner Einflussmöglichkeiten.

Darüber hinaus befasst sich auch das Zusammenarbeitszentrum für Tierschutz der Welttiergesundheitsorganisation (OIE), das die OIE mit verschiedenen südamerikanischen Staaten gegründet hat, mit diesem Thema. So wird derzeit mit den betreffenden Unternehmen ein Protokoll für die tiergerechte Blutgewinnung bei trächtigen Stuten erarbeitet.

Ich denke, dass diese bilateralen und internationalen Aktivitäten einen vielversprechenden Ansatz darstellen, um die Problematik vor Ort anzusprechen und bei den Verantwortlichen, den Staaten und der Betriebe, zu thematisieren.

Unsere Landwirte tragen die Verantwortung für das Wohl der Tiere in ihren Ställen. Sie aber mittels eines Boykottes zur Verantwortung ziehen zu wollen, wie mit Tieren in anderen Ländern in unserer Welt umgangen wird, halte ich für puren Aktionismus und wird keinem Tier in Argentinien oder Uruguay nutzen.

Mit freundlichen Grüßen

Franz-Josef Holzenkamp