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Michael Roth
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Frage von Edgar D. •

Nato investiert über 14mal mehr in Waffen und Militär! Ist das und sind 31 NATO-Länder gegen Russland nicht genug? Weshalb diese gigantische Aufrüstung? Was sind Ihre Argumente dafür oder dagegen?

SIPRI, führende wissenschaftliche Institution für Konflikt- und Rüstungsforschung berichtet im Report 2023: die Militärausgaben der NATO betrugen 1.232 Mrd. US$, diejenigen von Russland 86 Mrd. US$. [https://www.sipri.org/media/press-release/2023/world-military-expenditure-reaches-new-record-high-european-spending-surges]
Leider hat mir noch kein Nato- oder Bundeswehr- oder Regierungsmitglied plausibel erklären können, weshalb diese gigantische Nato eine noch größere Übermacht haben muss.
Mich beunruhigen zudem die Aktivitäten der NATO in Sachen „cognitive warfare“ sowie die US-Kultur des „Winner takes it all“ und die weltweiten Aktivitäten der USA. Siehe z.B.: Lindsey A. O'Rourke dataset identifies more than 60 covert efforts to bring about regime change pursued by the United States between 1947 and 1989 (“Covert Regime Change. America's Secret Cold War”, https://www.cornellpress.cornell.edu/book/9781501761737/covert-regime-change/#bookTabs=1)

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Sehr geehrter Herr Dr. G.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Der jährliche SIPRI-Bericht dokumentiert seit Jahren weltweit steigende Militärausgaben. Dieser globale Trend ist weder auf Russland noch auf das Verteidigungsbündnis der NATO beschränkt.

In Europa steigen die Verteidigungsausgaben seit 2014 als Reaktion auf die russische Aggression in der Ostukraine und die völkerrechtswidrige Annexion der Krim. Der verbrecherische russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat seit 2022 nochmal zu einem erheblichen Anstieg der Verteidigungsausgaben in ganz Europa geführt, so dass Deutschland 2024 erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges zwei Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Verteidigung ausgeben wird. Diese Ausgaben dienen keinem Selbstzweck, sondern sollen Russland davor abschrecken, NATO-Mitglieder wie Finnland, Polen oder die baltischen Staaten anzugreifen.

Der Vergleich von absoluten Militärausgaben der NATO und Russland ist nicht zielführend, denn diese Ausgaben haben geringe Aussagekraft über tatsächliche militärische Fähigkeiten und das resultierende Bedrohungspotenzial. Allein die Personalkosten sind in wirtschaftlich stärkeren europäischen NATO-Staaten um ein Vielfaches höher als in Russland. Von der NATO geht zudem keine Bedrohung für Russland aus. Die NATO ist ein freiwilliges Verteidigungsbündnis und hat wiederholt deutlich gemacht, dass sie nicht Kriegspartei im Krieg zwischen Russland und der Ukraine werden wird.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Roth

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